Andreas Schäfer zitierte bei der Marathon-Lesung „Vogelschiss und Widerstand“ den Solinger Künstler und Widerstandskämpfer Ernst Walsken aus „Warten auf die Freiheit“ (1984):

Ernst Walsken im Atelier 1984 © Andreas Schäfer

Die Freiheit muss immer wieder neu erkämpft werden, ebenso die Demokratie.

Sie kann nur dort bestehen, wo ein Höchstmaß an sozialer Gerechtigkeit die Befriedung der Bedürfnisse der Menschen von Geburt bis zu ihrem Tode sicherstellt.

Es sind vielleicht Träume, werden sie sagen, Illusionen:

Wer aber keine Vision einer gerechten Gesellschaftsform ohne Gewalt hat, hat aus dem Zustand nach der sogenannten Machtergreifung,

dem Regime der Kunst-, Bücher- und Menschenverbrennung, des Krieges und der Zerstörung

nichts gelernt.

Lernt ohne Gewalt die Freiheit zu erhalten.

Wartet nicht bis es zu spät ist und die Gewalt alles wieder fortnimmt.

Die Demokratie, die soziale Gerechtigkeit, die Freiheit der Kunst und des Wortes in Sprache und Schrift.

Gestatten Sie mir eine persönliche Bemerkung.

Faschismus beginnt damit, dass die demokratischen Institutionen in Frage gestellt werden.

In Phase zwei werden die Institutionen genutzt, um an die Macht zu kommen. In dieser Phase befinden wir uns.

In Phase drei werden sie übernommen und zum Machtapparat ausgebaut.

Weimar ist an der mangelnden Bereitschaft der demokratischen Institutionen, sich zu wehren, zu Grunde gegangen. Die Faschisten berufen sich gerne aufs Recht.

Die damalige Verwaltung hat zugelassen, dass mein Großvater Fritz Schäfer als Sozialdemokrat direkt 1933 aus dem Dienst entfernt wurde.

Es war ja das Recht!

Die Hochschulverwaltung hat zugelassen, dass Ernst Walsken 1933 aus der Akademie entfernt wurde.

Es entsprach Recht und Gesetz!

Auch als er ins KZ gesperrt wurde, leisteten die Institutionen keinen Widerstand.

Es entsprach Recht und Gesetz!

Das können und dürfen wir nicht wieder so geschehen lassen.

Auch die demokratischen Institutionen müssen Widerstand leisten.

Die Phase, in der den Anfängen gewehrt werden muss, ist längst vorbei.

Wir sind mitten drin im Kampf um die Macht!

Um es mit dem Oberbürgermeister zu sagen: „Wir müssen herauskommen aus unserer Komfortzone und das verteidigen, was wir an unserer Gesellschaftsordnung so sehr schätzen!“

Wir sind hier!