In Solingen konnten sich seit dem Brandanschlag 1993, bei dem Jugendliche aus der Neonazi-Szene zwei Frauen im Alter von 18 und 27 und drei Mädchen im Alter von vier, neun und zwölf Jahren ermordeten, lange keine rechte Parteien oder Gruppierungen etablieren. Ein Grund ist, dass stets Bürgerinnen und Bürger mit viel Engagement gegen Hass und Intoleranz demonstriert haben. So auch 2007, als die NPD versuchte, in Solingen „Info“-Stände abzuhalten. Daraufhin trafen sich zahlreiche Parteien, Vereine und Privatleute, um gegen die rechtsradikale Partei vorzugehen und gründeten das Bündnis „Bunt statt Braun“ in Solingen.

Hunderte Solingerinnen und Solinger demonstrierten friedlich gegen die beiden NPD Infostände in Solingen, die auch die letzten sein sollten. Einige andere geplante Infostände musste die rechtsradikale Partei mangels Erfolg absagen. So wurde ein Zeichen für ein friedliches Zusammenleben mit Menschen aus aller Welt gesetzt und deutlich gemacht, dass Solingen für Respekt, Toleranz und Vielfalt steht.

Anfang des Jahres 2010 gab die rechtspopulistische Gruppierung „Pro NRW“ bekannt, dass das ehemalige NPD-Mitglied Tobias Nass für ihre Partei bei der Landtagswahl kandidieren wird. Daneben versuchte die Partei an Solinger Schulen Propaganda-Flyer zu verteilen. Das Bündnis „Bunt statt Braun“ sah sich dadurch gezwungen, wieder aktiv zu werden, und organisierte kurzfristig Informations-Flyer über „Pro NRW“, die ebenfalls an Solinger Schulen verteilt worden sind, damit die Schülerinnen und Schüler sehen, wer und was sich tatsächlich hinter „Pro NRW“ verbirgt.

Neben der Kandidatur eines ehemaligen aktiven NPD-Mitgliedes für „Pro NRW“ kündigte die Partei an, am internationaler Tag der Arbeiterbewegung, dem 1. Mai 2010, die Abschlusskundgebung zum Landtagswahlkampf ausgerechnet in Solingen abzuhalten. Aus diesem Grund organisierte das Bündnis „Bunt statt Braun“ ebenfalls eine Gegenkundgebung mit zahlreichen Rednern, Musikbands und Comedians.

„Pro NRW“ ist inzwischen Geschichte. Wir müssen jedoch leider feststellen, dass deren Gedankengut weiterlebt. Insbesondere die AfD macht immer wieder mit rassistischen Parolen und Forderungen Stimmung gegen Migranten und Geflüchtete. Inzwischen hat der Verfassungsschutz Teile der Partei zum Verdachtsfall erklärt. Auch die Solinger AfD fiel bereits überregional durch besonders menschenverachtende Entgleisungen auf. Vermeintliche Patrioten und identitäre Gruppen versuchten am 2. Juni 2018 am Neumarkt ihre Hetze gegen Geflüchtete zu verbreiten. Der überwiegende Teil der Demonstranten kam nicht aus Solingen. Ihnen stellten sich 400 Solinger und Solingerinnen mit einem friedlichem, buntem Protest entgegen.

Das Bündnis wird sich weiterhin engagiert für seine Überzeugung und eine tolerante, friedliche, offene und demokratische Gesellschaft einsetzen, die die Würde des Menschen achtet, egal welcher Herkunft, Religion oder Geschlechts jemand ist.