76. Jahrestag der Deportation Solinger Sinti nach Auschwitz

Samstag, 9. März 2019
um 14:00 Uhr, Walter-Scheel-Platz (Rathaus)
Kundgebung und Mahngang zum Sinti-Denkmal an der Korkenziehertrasse

um 18:00 Uhr, Walder Stadtsaal
Gipsy-Jazz- und Swing-Konzert mit Paulus Schäfer und Fapy Lafertin, anschließend Session mit beiden Bands
Eintritt frei

Programm-Flyer [pdf]

Aufruf des Solinger Appell – Forum gegen Krieg und Rassismus, Bunt statt Braun und SOS Rassismus

Mindestens 62 – zumeist Solinger – Sinti die Hälfte davon Kinder unter 14 Jahren, wurden am 3. März 1943 von der Kriminalpolizei aus den beiden städtischen „Zigeuner-Lagern“ (Potshauser Straße 10 und Wörthstraße 24) zur Deportation in das Vernichtungslager Auschwitz zusammengetrieben und abtransportiert. Für mindestens 55 von ihnen war dies eine Fahrt in den Tod. So wurden nahezu alle in Solingen lebenden Sinti vernichtet. Nach 1945 war das Verbrechen an den Sinti lange Jahre kein Thema.

Heute, 76 Jahre nach dieser Deportation in den Tod, rufen wir die Solinger und Solingerinnen auf, keine Diskriminierungen von Roma und Sinti zuzulassen. Die Probleme der Zuwanderung dürfen nicht ethnisiert werden.

Stellen Sie sich gegen die rassistischen Parolen der extremen Rechten! 

Treten Sie mit uns für eine menschenwürdige Versorgung, ärztliche Behandlung und Unterbringung aller Menschen ein, die bei uns Schutz suchen und in dieser Stadt leben und arbeiten wollen! Tragen Sie mit dazu bei, dass die bislang weitgehend vergessene Verfolgung der Sinti und Roma im kollektiven Gedächtnis unserer Stadt bewahrt wird und den nachkommenden Generationen Mahnung und Aufforderung sein wird.

Paulus Schäfer

Paulus Schäfer (*1978) ist heute einer der angesagtesten Gitarristen in der Gypsy-Jazz Szene. Geboren in einer holländischen Sinti-Gemeinschaft, lernte er schon sehr früh Gitarre spielen. Als gefragter Musiker ist Paulus oft mit anderen Musikern wie dem Rosenberg Trio, Biréli Lagrène, Stochelo Rosenberg auf Bühnen in ganz Europa unterwegs. 2017 wurde für ihn der Traum aller Musiker wahr. Er gab ein Konzert in der New Yorker Carnegie Hall. 2018 trat er in Südkorea auf und 2019 gibt er in Indien ein Konzert.

Paulus hat einen besonderen Klang der leicht zu erkennen ist.Trotzdem sucht er immer nach einem neuen modernen Sound. Nicht nur, um seinen eigenen Horizont zu erweitern, sondern auch für einen repräsentativeren Gypsy-Jazz Sound für das 21. Jahrhundert.

Fapy Lafertin

Fapy Lafertin ist ohne Zweifel einer der wichtigsten und „reinsten“ Vertreter des von Django Reinhardt geprägten Sinti Jazz. Er ist 1950 in Belgien geboren und hat als Kind viele Instrumente erlernt. Seine Laufbahn als Sologitarrist begann er Ende der 1960er Jahre im Roma-Orchester, de Piottos, das von Piotto Limberger geleitet wurde. Das Repertoire des Ensembles setzte sich aus Swing des Quintette du Hot Club de France und Folklore der Roma zusammen.

1975 verließ er gemeinsam mit dem Klarinettisten Koen De Cauter die Band, um mit dem Gitarristen Albert Vivi Limberger und dem Bassisten Michel Verstraeten das Waso Quartett zu begründen. Dieses Ensemble wurde schnell zu einem führenden in der Gypsy-Jazz-Szene und spielte sechs Alben ein. Von 1985 an leitete er sein eigenes Hot Club Quintett Fapy Lafertin, das nicht nur in seiner Besetzung, sondern auch im Repertoire dem französischen Vorbild Django Reinhardt verbunden war.

Daneben interpretiert Lafertin, der sei 2004 wieder mit Koen de Cauter zusammenspielt, aber auch Musik des Balkans und Lateinamerikas. Lafertin hat mit zahlreichen internationalen Musikern wie Charlie Byrd, Scott  Hamilton, Al Casey, Milt Hinton, Benny Waters oder Stéphane Grapelli zusammengearbeitet. Auch kooperierte er mit der englischen Gruppe Le Jazz um Gitarrist David Kelbie und hat mit dem Sänger und Geiger Bamboula Ferret (1909-2008) zwei Alben eingespielt. Der niederländische Geiger Tim Kliphuis ist an drei seiner
jüngeren Alben beteiligt. Mit Paulus Schäfer veranstaltete er Sinti Jazz Guitar Camps.

Was Lafertin auszeichnet ist seine grandiose Technik, der besondere melodische Inhalt eines Repertoirs – ein Gitarrist, der in seiner eigenen Interpretation der Musik eine eigene zeitgenössische Note gibt.

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