Rund 250 Teilnehmer versammelten sich am 4. August auf dem Fronhof, um Unterstützung für in Seenot geratene Flüchtlinge auf dem Mittelmeer und eine Entkriminalisierung der Seenotretter zu fordern. Breite Unterstützung kam aus weiten Teilen der Stadtgesellschaft, von denen einige Vertreterinnen und Vertreter neben Hans-Werner Bertl bei der Kundgebung sprachen.

Dr. Christoph Zenses beschrieb am Samstag bei der Seebrücke-Kundgebung, dass allein schon die Anreise zu Hilfseinsätzen der Sea-Watch durch Leichen, die im Meer trieben, führte.

Bei den Einsätzen waren immer wieder Tote, die man im Wasser lassen musste, sogar einmal auch ein Baby einer weinenden Mutter, die dann bei mir im Hospital saß, die ich eigentlich gar nicht trösten konnte.

Ins Hospital kamen sehr viele Verletzte bzw. gefolterte Menschen. Entstanden durch verschiedene Folterungen – mit Eisenstangen auf die Gliedmaßen, Schläge gegen das Ohr, in die Augen. Ich sah frische oder schief angeheilte Knochenbrüche, die ich nur mit einem Metallbandwickel stabilisieren konnte… weiterlesen auf facebook

Superintendentin Dr. Ilka Werner betonte bei der Seebrücke-Kundgebung, dass zu Augenmaß und Realismus auch gehöre, dass man Soforthilfe und die Bekämpfung von Fluchtursachen nicht gegeneinander ausspielt.

Sommer 2018, mitten in den heißen Ferienwochen: Im Mittelmeer ertrinken Menschen. Die vorhandenen Rettungsschiffe dürfen jedoch nicht auslaufen. Das Aufklärungsflugzeug „Moonbird“, das auch von der Evangelischen Kirche in Deutschland mitfinanziert wird, darf nicht aufsteigen.

Mitte Juli hat der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Pfarrer Manfred Rekowski, auf Malta die festsitzenden Hilfskräfte besucht und mit ihnen über die Situation gesprochen. Er sagt: „Egal, warum die Menschen über das Meer fliehen: Wenn sie unterwegs in Seenot geraten, brauchen sie Hilfe. Das gebietet die Menschlichkeit. Das gebietet die Nächstenliebe. Das gebieten die christlichen Werte, auf die sich viele in Europa berufen.“… weiterlesen auf facebook

Dr. Christoph Humburg sprach am Samstag nicht nur für die Caritas sondern auch für die Wohlfahrtsverbände, die in einem gemeinsamen Appell OB Tim Kurzbach aufgefordert hatten, sein Angebot zur Aufnahme von Flüchtlingen zu konkretisieren. Aus Sicht der katholischen Kirche bemängelte er vor allem eine Verrohung der Sprache, die den Menschen ihre Würde nimmt.

[…] Papst Franziskus hat Forderungen an die internationale Gemeinschaft: So rief er erst vor ein paar Wochen vor zehntausenden Gläubigen auf dem Petersplatz dazu auf, dass die internationale Gemeinschaft „entschlossen und schnell handeln müsse, damit sich derartige Tragödien nicht wiederholen und die Achtung der Rechte und der Würde aller zu garantieren sind“.

Auch der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, äußert starke Kritik an der aktuellen Flüchtlingspolitik: „Dass das Mittelmeer ein riesiger Friedhof geworden ist, das können wir nicht akzeptieren“, sagte er vor kurzem in der Sendung „Phönix persönlich“… weiterlesen auf facebook

Daniela Tobias verlas für die Solinger Gruppe von Amnesty International die „Solinger Erklärung für eine menschenrechtsbasierte und solidarische Flüchtlingspolitik“, die inzwischen von 40 Organisationen und über 140 Einzelpersonen unterstützt wird.

Wir haben unser Zuhause und damit die Vertrautheit des Alltags verloren“, schrieb die deutsche Philosophin Hannah Arendt im Januar 1943 in einem Aufsatz mit dem Titel „Wir Flüchtlinge“. Und weiter: „Die Hölle ist keine religiöse Vorstellung mehr und kein Phantasiegebilde, sondern so wirklich wie Häuser, Steine und Bäume.“ Hannah Arendt war vor dem nationalsozialistischen Terror geflohen und musste nun erfahren, was es heißt, Flüchtling zu sein; was dabei alles verloren geht, was zerstört wird. Aber: Sie war gerettet, hatte Zuflucht in einem Land gefunden, dessen Grenzen sie schützten.

Heute müssen wir erleben, dass in einem Land, aus dem Hannah Arendt einst geflohen war, Menschen als „Asyl-Touristen“ diffamiert werden und Menschen, die ihnen helfen wollen, als „Anti-Abschiebe-Industrie“… weiterlesen auf amnesty-solingen.de

Noor Abrahimkhail sprach für den Deutsch-Afghanischen Freundeskreis (DAF).

Der DAF ist sehr froh, dass er heute hier als Unterstützer dabei ist. Wir halten die Seenotrettung für sehr wichtig und sinnvoll. Es sollte mehr Seenotrettung geben und wir haben kein Verständnis dafür, dass versucht wird, Seenotrettung zu blockieren. Es müssen zunächst Menschen gerettet werden und danach können wir gerne über Zahlen und Statistiken diskutieren. Wenn wir dies nicht tun, dann weiß ich nicht mehr, was das Wort „Menschlichkeit“ bedeutet. Flüchten ist kein Hobby und keiner verlässt gerne seine Heimat und seine Familie. Viele Flüchtlinge haben ihre Familienmitglieder während der Flucht verloren. Wir kennen einige Beispiele unter den Afghanen, die heute in Solingen leben.
Trotzdem droht vielen die Ablehnung ihrer Asylanträge. Abschiebungen nach Afghanistan haben nicht nur furchtbare Konsequenzen für diejenigen, die abgeschoben werden, sondern belasten auch diejenigen, die seit Jahren bis heute auf Ihre Entscheidungen warten oder nur eine „Duldung“ haben… weiterlesen auf facebook

Alina Linke und Finn Grimsehl-Schmitz vom Jugendstadtrat bekamen viel Applaus für ihr Statement:

Stoppt das Sterben im Mittelmeer! Eine Forderung, der wir hier bedingungslos zustimmen und die wir unterstützen wollen. Doch was heißt eigentlich „unterstützen“? Sind es nicht Probleme, die die italienische oder maltesische Regierung, die EU, „die Politik“ zu lösen hat?
Es ist beachtlich, was einzelne mutige, aufopferungsvolle und kampfstarke Menschen leisten. Allerdings kann auch nicht jeder eine geflüchtete Person bei sich zuhause beherbergen, nicht jeder am Mittelmeerraum selbst Seenotretter sein und natürlich ist auch nicht jeder Bürgermeister und kann für eine ganze Stadt mutig vorangehen, jedoch muss es die Aufgabe von uns allen sein, diesen Menschen den Rücken zu stärken und ihn gelegentlich auch von Kritikern frei zu machen… weiterlesen auf facebook

Nicht zuletzt schloss sich Oberbürgermeister Tim Kurzbach dem Angebot seiner Kollegen aus Köln, Düsseldorf und Bonn an, aus Seenot Gerettete in unserer Stadt aufzunehmen. Seine Botschaft schickte er aus dem Urlaub:

Was für Köln, Düsseldorf und Bonn gilt, die jetzt ihre Bereitschaft bekundet haben, Schiffbrüchige aus dem Mittelmeer zusätzlich aufzunehmen, das gilt auch für Solingen: Auch in unserer Stadt gibt es durchaus wieder Unterbringungskapazitäten, obwohl wir mit einer Aufnahmequote von über 95 Prozent unsere Pflichten schon sehr gut erfüllen. Die Solingerinnen und Solinger haben vor drei Jahren ihre Herzen weit geöffnet und die Syrien-Flüchtlinge freundlich empfangen. Sollte es jetzt nötig werden, dass Deutschland Schiffbrüchige aufnimmt, werden die Solinger auch ihnen Herzen und Türen öffnen. Darauf vertraue ich… weiterlesen auf solingen.de